Bericht der IG Metall-Jugend-Delegation nach Südafrika

vom 17. Februar bis zum 05. März 2002.

Die Südafrika-Brigade in 2002 setzte sich aus 21 Personen zusammen (6 Frauen und 15 Männer), die von den Ortsjugendausschüssen der Verwaltungsstellen Amberg, Berlin, Braunschweig, Frankfurt, Mittelhessen, Regensburg, Schweinfurt und Würzburg entsandt wurden.

Das Ziel dieser Brigade war:

Des weiteren strebten wir an, den Innenausbau des Jugendzentrums abzuschließen, damit es den Jugendlichen zur Nutzung übergeben werden kann. Die Arbeiten wurden von der Brigade auch wie geplant abgeschlossen. Und bereits während des Aufenthalts in Südafrika konnte sich die Brigade von den ersten Veranstaltungen, die dort stattfanden ein Bild machen. Das fertige Jugendzentrum wurde u. a. von folgenden Gruppen eingeweiht: Tanz- und Theatergruppe, Chor, Straßenkindergarten und Töpfergruppe.

Neben der Arbeit an dem Jugendzentrum war auch die politische und gesellschaftliche Situation der Menschen in Südafrika kennen zu lernen ein Ziel der Brigade. Da die Gruppe sehr groß war, wurde sie in zwei Gruppen aufgeteilt. Jeweils eine Gruppe arbeitete auf der Baustelle und die andere Gruppe absolvierte ein Besuchs- und Informationsprogramm mit verschiedenen Organisationen. Nach der Hälfte der Zeit haben die Gruppen getauscht.

Der inhaltliche Teil wurde, wie auch bei den vorangegangenen Brigaden, vom Workerscollege organisiert. U.a. gab es Gespräche mit Gewerkschaften und Besuche bei Parteien sowie Verbänden. Der Besuch von verschiedenen Betrieben, Townships und Initiativen, waren ebenso „Pflicht“ -Programm, wie der Besuch von verschiedenen Einrichtungen im Gesundheitswesen (z.B. AIDS Projekt und Krankenstationen).

In Süd-Afrika angekommen, begrüßten uns unsere Kollegen, zeigten uns die Baustelle und den Stand des Jugendzentrum. Anschließend besichtigte die Brigade das Walmer Township um einen ersten Eindruck über die Lebensverhältnisse im Umfeld des Jugendzentrums zu gewinnen.

In diesem Township leben ca. 40.000 Menschen, die meisten von ihnen in selbstgebauten Blechhütten. Dieses Township ist einzigartig in Südafrika, da es direkt an ein Wohngebiet der „Weißen“ angrenzt. Während auf der Baustelle der Innenausbau begonnen wurde, hatte die Seminargruppe folgende Tagesordnungspunkte:

  1. Meeting mit Sactwu Staff zum Thema Aids-Programme und Child to Child assistance.
  2. Besuch von Child to Child Programme at School
  3. Besuch von drei Townships in der Region.
  4. Besuch der Firma Delta (Opel Süd-Afrika)
  5. Besuch beim Dachverband COSATU
  6. das Continental Werk (Reifen für Autos, Geländefahrzeuge und LKWs gefertigt)

Auf einige Punkte will ich näher eingehen:

Der Seminarteil wurde mit dem Besuch einer Grundschule in Port Elizabeth begonnen. Dort wurden uns die Kinder des „Child to Child Projekt“ und ihre Erfolge vorgeführt. In diesem Projekt sollen die Kinder sich gegenseitig helfen und unterstützen. Sie lernen u.a,. dass Körperhygiene wichtig ist, wenden sie gegenseitig an und helfen sich bei Problemen. Wenn einzelne Kinder von ihren Eltern geschlagen werden, gehen die Kinder gemeinsam mit anderen zu den Eltern und stellen sie zur Rede!

Als nächstes informierten wir uns über das Projekt „House of Resurrection. Hier geht es um die Auseinandersetzung mit dem Thema Aids. Durch einen Videofilm wurde uns die Arbeit des Aids-Projekts gezeigt. Die Betreuung von aidskranken Erwachsenen und Kindern und die Beratung von Familienangehörigen zur korrekten Pflege der Kranken steht im Mittelpunkt. Nach der Informationsveranstaltung besichtigten wir die angeschlossene Pflegeeinrichtung

Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch einer staatsunabhängigen Unterhaltsstelle. Diese Einrichtung hilft im Fall von Scheidungen durch Gespräche zwischen den Beteiligten. U.a. finden Gespräche zur Klärung des Unterhalts der beteiligten Kinder statt.

Anschließend besichtigten wir zwei Townships und haben beim MASAKHISIZWE Memorial den gehängten Freiheitskämpfern vom ANC gedacht. Das Hauptproblem in den Townships ist derzeit die Aufhebung der Rassentrennung in den Köpfen der Menschen, da die vorhandenen Strukturen schon seit ca. 300 Jahren bestehen. Im Coloured Township besuchten wir eine ANC Polyklinik. Dort herrscht personeller und finanzieller Notstand. Sie haben ein Projekt in dem Freiwillige die häusliche Pflege von Kranken übernehmen. Im Anschluss besuchten wir eine selbst organisierte Klinik.

Weiterhin stand die Besichtigung der Firma Johnson Control in Uitenhage mit Kollegen der Metallgewerkschaft NUMSA auf der Tagesordnung. Die Firma ist Zulieferer für VW. Die Betriebsräte berichteten, dass der Stundenlohn 15 Rand (3Euro) beträgt und 40 Stunden in der Woche gearbeitet wird. Die Produktionsanlagen haben den selben Standard wie bei uns in Deutschland. Die Standortdebatte und die Globalisierung spielen ebenfalls die gleiche Rolle wie bei uns.

Im Anschluss besuchten wir das „Eeros Monument“, welches den 36 Erschossenen des Soweto Gedenkmarsches vom 21.03.1985 gewidmet ist.

Ebenfalls auf dem Programm stand der Besuch in einem Arbeitsamt. Der Leiter, Herr Thomson, berichtete, was unternommen wird, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Die Arbeitslosigkeit beträgt in den Städten 40 % und auf dem Land 70-80 %. Die Finanzierung des Programms zur Senkung der Arbeitslosigkeit wird von den Arbeitgebern über einen Fond getragen. Sie müssen 1% von der Lohnsumme in diesen Fonds Zahlen.

Im Anschluss setzten wir uns mit der Geschichte Südafrikas auseinander.

Zum Programm gehörte ebenso ein Treffen mit der Metallgewerkschaft NUMSA. Der Bezirksleiter Sam Malanqein erklärte die Struktur und den Aufbau der Gewerkschaft. Heute werden immer mehr junge Menschen von den Unternehmen eingestellt und die älteren werden aus den Unternehmen verdrängt. Die Zahl der Mitglieder unter 25 Jahre beträgt jetzt ca. 60 %. Bisher hat die Gewerkschaft noch keine Jugendstrukturen aufgebaut. In einem Gespräch interessierten sich die Gewerkschaftsvertreter stark für die Jugendstrukturen in der IG Metall. Für die künftige Zusammenarbeit kann hier ein Schwerpunkt liegen. In den weiteren Gesprächen gab es einen Austausch über den Einfluss der Gewerkschaften auf die Regierung und umgekehrt.

Zum Seminarprogramm gehörte auch ein Besuch und die Besichtigung der Firma Delta. Diese Firma ist ebenfalls in der Automobilzulieferindustrie angesiedelt. Das neue Werk ist dem Opel-Werk in Eisenach nachempfunden. Die Teile, die gefertigt werden, sind hauptsächlich für den afrikanischen Markt bestimmt.

Die Frage der Wiedervereinigung zwischen Ost- und Westdeutschland stand im Mittelpunkt der weiteren Diskussion. Bei der Frage der Apartheid und deren heutige Auswirkungen sagten die Kollegen, dass Schwarze immer noch zwei Rand weniger verdienen als die weißen Kollegen. Im Management sind von zehn Personen immer noch sieben Weise, zwei Farbige und ein Schwarzer.

Es fand ein Treffen mit der ANC Youth League statt. Das Büro ist zuständig für den Bereich der Nelson Mandela Nega Metropol. Die Jugendlichen sind hier im Alter von 14 bis 35 Jahren organisiert. Einige der Mitglieder sind im Parlament. Zum Ende der Diskussion gab uns der Vorsitzende noch ein paar Punkte zum Nachdenken mit: Die Arbeiterbewegung hat die Macht; Hunger und Armut zu bekämpfen; ausländische Firmen beuten Land und Leute aus; Zusammenarbeit Deutschland und Südafrika kann eine Voraussetzung für gegenseitiges Verstehen sein.

Während des gesamten Aufenthalts, war deutlich zu spüren, dass von Seiten der afrikanischen Kollegen ein hohes Interesse an einem kontinuierlichen Austausch vorhanden ist. Die Gewerkschaften, mit denen wir gesprochen haben, sind bereit über den Aufbau von Jugendstrukturen nachzudenken und haben Interesse an einem Austausch über die Erfahrungen, die in der IG Metall mit Jugendlichen gemacht werden. Für die schwarzen Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir Kontakt hatten, ist es sehr wichtig zu sehen, dass sich weiße Jugendlichen mit ihren Problemen und ihrem Leben auseinandersetzen. Für die Jugendlichen der Brigade war es eine völlig neue Erfahrung in einem Township die Minderheit zu stellen und überall aufzufallen. Ihnen wurde bewusster, wie sich Menschen anderer Nationalität in Deutschland fühlen mögen. Der Austausch trägt viel zum Entwickeln von gegenseitigem Verständnis bei. Positiv haben beide Seiten bewertet, dass es gelungen ist den Willen zur Auseinandersetzung und zur Zusammenarbeit mit dem Bau des Jugendzentrums manifestiert zu haben. Dieses Zentrum steht für die deutsch-südafrikanische Freundschaft.

Im Jugendprojekt wurden folgende bauliche Maßnahmen innerhalb dieser Brigarde durchgeführt. In den 2 Wochen vor Ort haben wir folgendes von den geplanten Maßnahmen umgesetzt.