Die Reise nach Deutschland

Lilly Mieki

Am 06.09.2005 um 16.30 Uhr verließen wir Süd Afrika in Richtung Deutschland. Das lustige war, dass wir keinen Direktflug hatten, sondern eine Zwischenlandung in Zürich einlegen mussten, bevor wir nach Hannover flogen. Deswegen kann ich meinen Freunden erzählen, dass ich nicht nur in Deutschland war, sondern auch in der Schweiz, auch wenn es nur 2 Stunden waren.

Als wir am Flughafen Hannover ankamen, holten uns Michelle, Serkan und Malte ab. Sie zeigten uns, wie man im Rechtsverkehr fährt, mit einem Lenkrad auf der linken Seite. Das machte mir eine Weile zu schaffen. Anschließend fuhren wir nach Braunschweig, wo wir 3 Tage blieben. Eine Sache die mich überraschte war die Geschwindigkeit auf den Autobahnen, offensichtlich haben sie da keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Wir fuhren mit 200 km/h was mir sehr gefallen hat! Als wir Braunschweig erreichten, fuhren wir zur IGM-Verwaltungsstelle wo wir Nadine und Holger (IGM-Jugendsekretär) trafen. Er begrüßte uns offiziell und hielt einen Vortrag über die IG-Metall und ihre Strukturen. Danach fuhren wir in den Berger Park wo wir die IGM-Jugend trafen und gemeinsam zu Abend aßen. Anschließend fuhren wir in unser Hotel.
Am folgenden Tag besuchten wir das VW-Werk, wo sie uns zuerst einmal eine Präsentation über das Bildungssystem in Deutschland zeigten. (In der 4ten Klasse wählen die Kinder den Weg, den sie gehen wollen. Nach der 9ten Klasse kann man in ein Ausbildungsprogramm gehen. (man geht 2 Tage die Woche in die Schule und den Rest der Woche arbeitet man als Azubi in der Firma). Ich war überrascht nur junge Leute arbeiten zu sehen, die die gleiche Arbeit wie unsere Väter machten. Jeder fährt sein eigenes Auto, bei einer momentanen Arbeitslosigkeit von +/- 8%. Ich war sehr beeindruckt. Am Nachmittag gingen wir zum Kanu fahren und am Abend noch zum Bowlen. Ich kannte Bowlen nur aus dem Fernsehen, es war mein erstes mal und ich genoss jede Minute davon. Ich denke, dass ich es zu meinem Hobby mache, wenn ich wieder heim komme. Am dritten Tag, der auch gleichzeitig unser letzter Tag in Braunschweig war, fuhren wir in eine nahe gelegene Stadt, in der wir ein Museum besuchten. Dort erzählte man uns die politische Geschichte Deutschlands und wie das Land in 2 Teile geteilt wurde (Ost- und Westdeutschland). Danach fuhren wir zu den Überresten, die den Osten vom Westen trennten.
Nachdem uns Nadine und Serkan nach Eisenach gefahren hatten, war es Mittag und Zeit etwas zu essen. Es war eine lange Fahrt, wegen dem ganzen Verkehr auf der Autobahn, aber schließlich kamen wir an unserem Ziel an.

Wir fuhren zur IGM-Verwaltungsstelle – Eisenach, wo uns Nico abholte und uns bei sich unterbrachte. Er wohnt dort bei seinen Eltern und seine Freundin besucht ihn immer am Wochenende. Am Abend fuhren wir zur Burg, die auf dem Berg ist, wo Martin Luther lebte und die Bibel vom Lateinischen ins Deutsche übersetzte (Wartburg). Anschließend grillten wir zum Abendessen, dort schloss sich Marc (IGM-Jugendsekretär) uns an. Wir diskutierten noch etwas und gingen danach zu Bett. Wiederum am nächsten Tag machten wir eine Stadtrundfahrt, wo wir von einer Stadtführerin die Geschichte der Stadt und der Gebäude erzählt bekamen. Danach haben wir, zusammen mit anderen der IGM-Jugend, zu Abend gegessen. Am darauf folgenden Tag fuhren wir zum Konzentrationslager Buchenwald, wo wir die deutsche Version der Unterdrückung gezeigt bekamen. Wie die Insassen gequält und getötet wurden, erinnert einen an die eigene Geschichte. Was mich sehr überraschte war, dass es Leute gibt, die glauben dass es so nie passiert sei. Diese Leute, glaube ich, würden gerne die Vergangenheit wieder aufleben lassen. Nach dieser Tour fragte ich jeden deutschen Mann, was er über diese Tatsache denkt, denn es war ein riesiger Schock für mich. Es war die Südafrikanische Version der Apartheid. Ich traf die Entscheidung das ich „Rhobben Island“ bei Kapstadt sehen muss. wenn ich wieder in Südafrika bin. Wieder einmal war Mittagszeit und wir gingen in ein Restaurant um etwas zu essen. Danach verabschiedeten wir uns voneinander. Dies war der schmerzhafteste Moment, den ich auf dieser Reise machte, weil wir in Braunschweig Leute trafen und eine gute Beziehung aufbauten, die kurz danach zerrissen wurde und wir nach Eisenach mussten. In Eisenach war es das gleiche als wir nach Würzburg aufbrachen. Ich wurde damit einfach nicht fertig und weinte.

Nach einer langen Zeit kamen wir in Würzburg an und trafen Wawa (IGM-Jugendsekretär), der uns mit zu sich und Bianca nach Hause nahm. Dort trafen wir Bianca, Heiko und den „T“.
Wir aßen gut zu Abend. Wawa (der ein guter Koch ist) bereitete dies für uns zu. Am nächsten Morgen gingen wir zur IGM-Verwaltungsstelle wo wir Walther und anderen Mitarbeitern vorgestellt wurden. Am Nachmittag besuchten wir eine HIV – AIDS Einrichtung und tauschten unter anderem Informationen über die gegensätzliche Infektionsrate zwischen Deutschland und Südafrika aus. Ich war sehr beeindruckt über die Tatsache, dass die Ansteckungsrate so gering ist und wie rücksichtsvoll die Leute hier sind. Da begriff ich etwas was mir in Deutschland aufgefallen war. Und zwar, dass die Leute in Deutschland Angst haben das Gesetz zu brechen. Jeder weiß, was er besser nicht tun sollte und sie brauchen keinen Gesetzeshüter, der aufpasst, dass das Gesetz eingehalten wird. Zumindest nicht so krass wie in Südafrika. Danach fuhren wir in eine Kneipe, wo wir unser Abendessen zu uns nahmen und sind anschließend von dort aus nach Hause gelaufen (zu Wawas und Biancas Wohnung).
Am folgenden Tag, als Anschluss zum vorangegangenem, besuchten wir eine Einrichtung mit Leuten, die Aids haben. Dort verbrachten wir einige Zeit mit ihnen und sprachen über ihr alltägliches Leben. Danach sind wir einkaufen gegangen (weil Wawa so ein guter Koch ist, hat er Lubabalo versprochen ihm eine kleine Kochstunde zu geben). Wir fuhren nach Hause, wo erstmal alle Frauen, (von den Männern), aus der Küche geschmissen wurden und dann hatten sie ein wenig „Spaß“. Später kam Walther mit seiner Tochter und er gesellte sich auch zu den Köchen in die Küche. Nach ein paar Minuten servierte uns Lubabalo Pizza. Wir schaufelten die Pizza in uns, bis wir absolut voll waren und es ist immer noch etwas Pizza in der Küche übrig geblieben. Am nächsten Tag hatten wir eine Pressekonferenz. Es war mein erstes mal von der Presse interviewet zu werden und dass auch noch in einer Zeitung erscheint. Ich fühlte mich geehrt und sehr wichtig. Später am Tag mussten wir mal wieder Lebewohl sagen und fuhren Richtung Amberg.
Glücklicherweise begleitete uns Bianca von diesem Zeitpunkt an bis wir wieder nach Südafrika zurückflogen

In Amberg trafen wir Sabrina (IGM-Jugendsekretärin) und gingen in eine Kneipe, wo wir andere IGM Jugendliche trafen. Nach einem gelungenem Abendessen gingen wir schlafen. Am nächsten Tag besuchten wir das IGM Büro, wurden dort etwas herumgeführt und dem Personal vorgestellt. Anschließend hatten wir eine Pressekonferenz. Diese war groß, weil es nicht einfach nur die Zeitungspresseleute waren, sondern auch vom lokalen Fernsehen.
Danach sind wir etwas shoppen gegangen und Bianca und Sabrina gaben jedem von uns 50 € („Taschengeld“ vom Verein), was ich sehr super von ihnen fand. Wir konnten Sachen für unsere Familien in Südafrika kaufen. Später an diesem Tag besuchten wir die TV-Station bei der wir das 2te Interview gaben. Wir bekamen gerade die „live News“ mit, bei der unser Interview ausgestrahlt wurde. Das war mein erstes mal in einem TV-Sender, bei dem ich mich auch gleich noch im Fernsehen gesehen habe. Dann fuhren wir nach Flossenbürg. Ein Arbeitslager für Politisch Gefangene im Zweiten Weltkrieg. Am nächsten Tag fuhren wir an den Schliersee.
Das Wetter war sehr kalt als wir ankamen und es regnete noch dazu. Wir machten an diesem Tag nicht mehr viel. (Außer dass wir mitbekamen, wie ein Jugendseminar abläuft).
Wir verbrachten unsere Zeit mit relaxen, weil wir von den vergangenen Tagen ziemlich ausgelaugt waren. Deshalb schliefen wir die meiste Zeit.


Später am Abend kehrten wir bei einem italienischen Restaurant ein, wo wir noch andere Leute trafen. Dies war unsere letzte Nacht in Deutschland, aber wir ließen uns nicht von unserer Fröhlichkeit abbringen.
Der nächste Morgen war der Tag, an dem wir unser Zeug packen mussten, denn wir mussten um 11.00 Uhr aus dem Hotel draußen sein, und um 16.00 Uhr ging unser Flieger.

Wie ich schon sagte, genoss ich meinen Aufenthalt in Deutschland. An jedem Ort oder jeder Stadt, die wir besuchten, wurden wir mit offenen Armen empfangen. Wir wurden nie wie Fremde behandelt, eher wie sehr wichtige Leute und / oder Freunde. Immer wenn ich zuhause angerufen habe, erzählte ich jedes mal, dass sie uns wie König und Königin behandeln. Ich möchte jedem meinen Dank aus tiefsten Herzen aussprechen, der ganzen IG-Metall und dem Verein Xolelanani e.V., die es möglich gemacht haben uns nach Deutschland einzuladen. Ihr habt eine große Veränderung in mein Leben gebracht. Dies war das erste mal, dass ich außerhalb meines Landes war. Und wer weiß, wenn ihr uns nicht die Gelegenheit gegeben hättet, hätten wir für den Rest unseres Lebens kein anders Land gesehen. Eure Freundschaft hat uns jede Menge gelehrt und wir freuen uns anderen an dieser Erfahrung, über eure Kultur, teilhaben zu lassen. Gott segne euch reichlich. Vervielfältigt euch und gebt euch mehr Kraft das Leben anderer zu ändern und vielleicht ermöglicht es euch die Visionen von Gott, die er euch gegeben hat, zu erfüllen. Auch möchte ich mich für jedes Geschenk bedanken, dass ich erhalten habe, DANKE!

An das Xolelanani Projekt in Südafrika auch ein Dankeschön, dass ihr uns ausgewählt habt, um in eurem Namen zu sprechen. Wir sind zwei unter vielen, aber ihr habt uns ausgewählt. Die Exkursion die ihr uns ermöglicht habt war eine Bereicherung unseres Denkens und hat unsere persönlichen Ehrgeiz, Ziele und Visionen vorangetrieben. Nach dieser Erfahrung werden wir nie wieder die „Alten“ sein. Wir können nur wachsen und uns positiv für unser Land, unsere Gemeinde und unsere Gesellschaft einbringen.